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Die Draconiden |
Einführung
Den meisten Lesern astronomischer Jahrbücher ist der Meteorstrom der Draconiden als Eintrag in der Oktober-Rubrik bekannt. Doch kaum jemand hat wohl bislang solche Meteore selber beobachtet, denn die Draconiden machen sich ausgesprochen rar. In den meisten Jahren treten sie überhaupt nicht in Erscheinung. Nur wenn ihr Ursprungskomet, 21/P Giacobini-Zinner, in Sonnen- und damit in Erdnähe kommt, sind die Draconiden um den 9. Oktober herum aktiv. Es handelt sich also um einen episodischen Meteorschauer, welcher in den genannten Gunstjahren, wie z.B. 1952, 1985, 1998 oder 2005 durchaus eine ZHR von über 500 erreichen kann. Es handelt sich dabei um langsame (20.4 km/s), gelblich leuchtende und überwiegend lichtschwache Sternschnuppen. * Häufig werden die Draconiden auch nach ihrem Ursprungskometen als "Giacobiniden" bezeichnet, was freilich den astronomischen Nomenklaturregeln widerspricht. Die ganz korrekte Bezeichnung lautet "γ-Draconiden", weil der Radiant in der Nähe des Sterns γ-Draconis (Etamin) liegt. Dies dient auch der Unterscheidung von anderen (unbedeutenden) Meteorströmen, deren Radiant ebenfalls im Sternbild Drache liegt.
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Geschichte der Draconiden
Am 20.12.1900 entdeckte Michel Giacobini in Nizza einen bis dahin unbekannten Kometen, der sich als kurzperiodisch erwies. Eine genaue Bahnbestimmung war aber erst möglich, als der Schweifstern am 23.10.1913 von Ernst Zinner in Bamberg wiedergefunden wurde. Die Umlaufzeit um die Sonne wurde zu 6 1/2 Jahren bestimmt, und es zeigte sich, dass die Bahn von 21P/Giacobini-Zinner, wie er nun hieß, fortlaufend gravierenden Störungen durch den Planeten Jupiter ausgesetzt ist. Dadurch ändert sich der Abstand der Kometen- zur Erdbahn immer wieder, was sich auch auf die Bahnen der von 21P produzierten Meteoroide auswirkt. Schon bald wurde vermutet, dass letztere einen im Oktober aktiven Meteorschauer hervorbringen könnten. Vom 6. - 9. Oktober 1920 beobachtete der bekannte Meteorastronom William Frederick Denning erstmals einige Meteore, welche diesem Schauer zugeordnet werden konnten. Als der Komet 1926 wieder in Erdnähe gelangte, konnte der Meteorstrom von verschiedenen Beobachtern bestätigt werden; die ZHR betrug 17. Nachdem in den Jahren 1927 bis 1932 überhaupt keine Draconiden beobachtet worden waren, wurde deutlich, dass es sich um einen episodischen Meteorschauer handelt.
Nach der Enttäuschung von 1939 richteten sich die Blicke erwartungsvoll auf das Jahr 1946, in dem die Erde wie 1933 die Kometenbahn kurz - nur 15 Tage - nach der Passage des Schweifsterns erreichen würde. Und erneut fielen die Meteore wie Schneeflocken, diesmal vor allem für Beobachter in Nordamerika. Die ZHR lag wiederum bei etwa 10000. Erstmals wurde bei dieser Gelegenheit ein Meteorschauer mit Radarsystemen beobachtet. Man fand u.a. heraus, dass sich durch die große Anzahl an Meteoren für etwa 3 Stunden eine zusätzliche Ionosphäre in 90 km Höhe bildete, also genau dort, wo die meisten Sternschnuppen aufleuchten. Radarecho-Raten der Draconiden in der Nacht 09./10.10.1946. Quelle: Lovell et al. (1947)
Nach 1985 machten sich die Draconiden wieder rar. Neue Berechnungen weckten dann hohe Erwartungen für 1998, dem Jahr, in dem auch die Serie von großen Leonidenschauern begann. Entsprechend war das wissenschaftliche Interesse an den Draconiden ebenfalls größer denn je. Mit Radarsysteme registrierte man eine ZHR von bis zu 500; in Japan wurde trotz störenden Mondlichts und obwohl die Mehrzahl der Meteore sehr lichtschwach war, visuell eine ZHR von 100 bestimmt.
Einige Jahre später waren die führenden Meteorforscher sich einig, dass die Draconiden am 8. Oktober 2011 erneut in Erscheinung treten würden. Doch die Meinungen, wie viele Sternschnuppen zu sehen sein würden, gingen weit auseinander. Die meisten Experten sagten für 20:00 UT (= 22:00 MESZ) eine ZHR von 600, einige sogar von 1000 vorher. Dagegen erwartete Mikhail Maslov nur eine ZHR von 40 - 50, eventuell noch deutlich weniger. Eines war jedoch klar: ganz gleich, was nun passieren sollte, würde dieses Event zur weiteren Verfeinerung der komplizierten Grundlagen von Meteorschauer-Prognosen beitragen. Um nicht von den Unwägbarkeiten des Wetters abhängig zu sein, wurde bereits im Jahr 2010 eine internationale Beobachtungscampagne ins Leben gerufen, in deren Mittelpunkt die Draconiden-Beobachtung von hochfliegenden Düsenjets stand. Sehr interessiert an den Draconiden 2011 war auch die NASA, denn ein großer Meteorschauer kann eine Gefahr für Satelliten bedeuten. Bei einer Geschwindigkeit von 20km/s entfaltet bereits ein sandkorngroßes Teilchen auf Grund seiner kinetischen Energie eine verheerende Wirkung.
Als Konsequenz aus dem überraschenden Ausbruch 2012 wurde ein neues verfeinertes Vorhersage-Modell entwickelt, welches an Hand der bei den Draconiden-Schauern bis 2012 bestimmten ZHRs kalibriert wurde. Ein erster Erfolg dieses neuen Ansatzes war, dass die Software einen Ausbruch im Radiobereich im Jahr 1999 modellierte, welcher dann nachträglich tatsächlich in bislang nicht ausgewerteten Daten aus jenem Jahr gefunden wurde. Der nächste Ausbruch der Draconiden - wiederum ganz überwiegend im Radiobereich - wird am 08.10.2025 gegen 16:15 UT (= 18:15 MESZ) erwartet. Nach einer anderen Arbeit ist bereits am Morgen des 08.10.2025 mit einer erhöhten Aktivität zu rechnen. |
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