Einführung
Zweimal im Jahr, Anfang Mai und Ende Oktober, nähert sich die Erde der Bahn des bekanntesten aller Kometen, 1P/Halley. Die Entfernung beträgt 0.07 bzw. 0.15 AE, war aber in der Vergangenheit (frühes Mittelalter) geringer. Es ist vor allem Staub, den der Komet damals bei seinen Perihelpassagen hinterlassen hat, welcher heute die Meteorschauer der Orioniden (Oktober) und der Eta-Aquariiden (Mai) hervorbringt. Der Radiant des letztgenannten Meteorstroms liegt nahe des unscheinbaren Sterns Eta Aquarii im Sternbild Wassermann (lat. Aquarius), von dem sich seine Bezeichnung ableitet. Die oft verwendete Form "Aquariden" ist grammatikalisch also nicht korrekt, eigentlich muss es "Aquariiden" heißen.
Obwohl beide Meteorströme auf den gleichen Kometen zurückgehen, gibt es Unterschiede in ihrem Erscheinungsbild. Orioniden-Meteore sind im Durchschnitt heller als solche der Eta-Aquariiden. Während letztere ein (oft doppeltes) Maximum mit scharfer Aktivitätsspitze zeigen, ist bei erstere ein breites, etwa 4 Tage anhaltendes Maximum mit mehrfachen Aktivitätsschwankungen zu verzeichnen. Schließlich ist die durchschnittliche ZHR der Eta-Aquariiden fast doppelt so hoch wie diejenige der Orioniden. Offenbar repräsentieren die Eta Aquariiden den Kern des Stroms und die Orioniden eher dessen Randbereiche.
Die Eta-Aquariiden sind im Zeitraum 21. April bis 12. Mai aktiv; das ungewöhnlich breite Maximum mit einer ZHR zwischen 40 und 65 tritt um den 6. Mai ein, in manchen Jahren gefolgt von einem zweiten Maximum um den 8. Mai. Für immerhin eine Woche - vom 3. bis 10. Mai - verbleibt die ZHR auf mindestens der Hälfte des Maximalwertes. Aufgrund der südlichen Lage des Radianten kann dieser Meteorschauer nur auf der Südhalbkugel optimal beobachtet werden. Dort stellt er sogar den stärksten jährlich auftretenden Meteorstrom dar. In Mitteleuropa geht der Radiant erst in den Morgenstunden auf, sodass bis zum Eintritt der Dämmerung lediglich etwa eine Stunde Beobachtungszeit verbleibt. Aufgrund der geringen Horizonthöhe des Radianten können selbst unter optimalen Bedingungen nur wenige Sternschnuppen gesehen werden. Diese haben aber infolge des flachen Eintrittswinkels in die Erdatmosphäre eine besonders lange Spur (Earth Grazer). Ohnehin neigen die Eta-Aquariiden zur Ausbildung deutlich nachleuchtender Spuren.
Lage des Eta-Aquariiden-Radianten. Quelle: NASA
Ältere Auswertungen deuten darauf hin, dass der Planet Jupiter die Bahnen der Eta-Aquariiden-Meteore beeinflusst, sodass deren Raten in einem 12jährigen Rythmus zwischen etwa 40 und etwa 65 fluktuieren. Während 2014 bis 2016 niedrige Raten brachten, waren 2020 und 2021 wieder die höheren Zahlen zu erwarten. Gemäß eines neueren Beitrags ist diese Periodizität jedoch zumindest als fraglich zu betrachten.
Abgesehen von diesen vielleicht vorhandenen Schwankungen gelten die Eta-Aquariiden als sehr zuverlässig. Umso überraschender kam ein - allerdings kurzfristig noch vorhergesagter - deutlicher Ausbruch im Jahr 2013 als die ZHR für fast 24 Stunden über 100 lag und auch in Mitteleuropa deutlich mehr und hellere Meteore als sonst verzeichnet wurden. Zukünftige Ausbrüche sind gemäß einer aktuellen Arbeit in den Jahren 2023, 2024, 2045 und 2046 zu erwarten.
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